15.05.2025 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, Mai 2025
Im vergangenen Monat folgten die europäischen Energiemärkte grösstenteils dem globalen makroökonomischen Abwärtstrend, angetrieben durch einen eskalierenden Handelskrieg, stagnierende industrielle Aktivität und Unsicherheit bezüglich globaler Wirtschaftsallianzen, was die regional spezifischen, bullischen Fundamentaldaten überlagerte.
Im Stromsektor führte die anhaltend ungewöhnlich geringe Windstromproduktion in den meisten europäischen Märkten zu einer verstärkten Abhängigkeit von steuerbarer thermischer Stromerzeugung. Dies führte zu bemerkenswerten Preisspitzen, wobei die deutschen Stunden-Spotpreise bis zu 140 EUR/MWh erreichten. Frankreich hingegen verzeichnete einen preisgünstigen April, gestützt durch eine robuste Kernenergieproduktion, eine verbesserte hydrologische Bilanz und reduzierte Exporte nach Deutschland und Belgien. Weiter westlich erlebte die Iberische Halbinsel einen schweren Stromausfall nach dem plötzlichen Ausfall von 15 GW Erzeugung innerhalb von fünf Sekunden. Dies führte zur automatischen Trennung von Frankreich und dem breiteren europäischen Netz. Während Untersuchungen von ENTSO-E, ÜNBs und weiteren Interessensgruppen andauern, diente der Vorfall als Erinnerung an den wachsenden Anteil intermittierender erneuerbarer Energien im Energiemix. Auch wenn die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten sind, unterstreicht der Vorfall den dringenden Bedarf an Netzausbau und einer grösseren Flexibilität des Stromsystems, wie z.B. Batteriespeicher, um ein effektives Systemgleichgewicht zu ermöglichen und die Netzzuverlässigkeit zu verbessern.
Im Fokus standen erneut die Netzengpässe mit der lang erwarteten Überprüfung der Strompreisgebotszonen durch ENTSO-E. Die Organisation schlägt vor, die Zone Deutschland-Luxemburg in fünf separate Gebiete aufzuteilen – eine Massnahme, die mehrere Millionen Euro an gesellschaftlichem Wohlfahrtsgewinn bringen soll. Der Vorschlag stiess jedoch auf heftige Kritik seitens der deutschen ÜNBs. Diese argumentieren, dass die Analyse auf veralteten Daten basiere und bereits erzielte Fortschritte beim Netzausbau ausser Acht lasse. Berlin hat nun sechs Monate Zeit, um zu entscheiden, ob die Empfehlung übernommen oder eine alternative Lösung vorgeschlagen wird. Unterdessen rief die neu ernannte deutsche Wirtschafts- und Energieministerin, Katherina Reiche, zu einem „Realitätscheck“ beim Ausbau erneuerbarer Energien auf und betonte die Bedeutung der Abstimmung von Wind- und Solarwachstum mit dem Netzausbau zur Sicherstellung der Systemzuverlässigkeit.
Auf der Brennstoffseite haben jüngste politische Schritte zur Überarbeitung der europäischen Gasspeicherziele, kombiniert mit Anreizsystemen in Ländern wie Italien und einem schwachen makroökonomischen Ausblick, die Contango-Struktur für 2025 vertieft. Damit wurden die Anreize für die Zuteilung von Speicherkapazitäten in der gesamten Region verstärkt. Die europäischen Gasspeicher gingen mit einem Füllstand von unter 40 % in den Mai – 23 % unter dem Vorjahresniveau. Doch ein erhöhtes globales LNG-Angebot und eine gedämpfte chinesische LNG-Nachfrage dürften Europa grössere LNG-Mengen zu günstigeren Preisen als zu Jahresbeginn sichern. Risiken für die Versorgung bestehen dennoch, etwa durch potenzielle Unterbrechungen infolge von LNG- und Regasifizierungswartungen sowie durch den steigenden Wettbewerb durch niedrige Lagerbestände in der Ukraine und wachsende Nachfrage in Ägypten. Trotz sinkender Gaspreise und günstiger Kohle-zu-Gas-Umstellung im Stromsektor erholten sich die EUA von früherer Schwäche, unterstützt durch eine geringere Wind- und Wasserkrafterzeugung. Die UKA folgten einem ähnlichen Aufwärtstrend, getrieben vor allem durch erneute Spekulationen über eine mögliche Anbindung des UK- und EU ETS beim kommenden UK-EU Gipfel am 19. Mai.
Mit Blick in die Zukunft werden die europäischen Energiemärkte die Entwicklungen in den US-chinesischen Zollverhandlungen genau beobachten, ebenso wie die laufenden Gespräche zwischen dem Europäischen Parlament und dem EU-Energieministerrat über die Gasspeicherverordnung und das von der EU vorgeschlagene Verbot von russischem Gas und LNG am Spotmarkt bis Ende 2025 sowie von Vertragsmengen bis 2027. Gleichzeitig erschwert die globale Handelsunsicherheit die geldpolitische Landschaft weiter, wobei die US-Notenbank die Zinsen unverändert liess, die Schweiz sich negativen Zinsen nähert und Japan mit Zinserhöhungen heraussticht.
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