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07.12.2023 | A Dutchman with a knack for smooth sailing

Wie man als Unternehmen expandiert und sich dabei selbst treu bleibt

«Wir managen das Energierisiko, und darin sind wir schnell und gut», sagt Michiel Rutgers, Geschäftsführer von Axpo Niederlande, zu Beginn unseres ausgiebigen Interviews. Es ist sein erstes, seit er vor über neun Jahren zu Axpo kam. Michiel Rutgers erzählt ausgiebig von seinem tollen Team und warum es so einzigartig ist. Er blickt zurück auf die Anfänge eines Unternehmens mit einem über Jahre gewachsenen, treuen Kundenstamm und erklärt, wie Axpo Niederlande die Energiewende aktiv vorantreibt. 

Michiel Rutgers, Geschäftsführer Axpo Niederlande

Kannst du uns von deinem Werdegang bei Axpo Niederlande erzählen?

Ich kam im Sommer 2014 als Portfoliomanager zu Axpo und half, das Geschäft in den Niederlanden mit aufzubauen. In den ersten sechs Monaten war ich in unserem Büro in Brüssel für die belgische Niederlassung tätig und schloss gleichzeitig die ersten Transaktionen in den Niederlanden ab.

Bei dieser neuen Aufgabe habe ich mich besonders auf drei Dinge gefreut: unternehmerisches Handeln, kaufmännisches Geschick und eine kleine Organisation. Meine Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt!

In den ersten Jahren habe ich hauptsächlich allein gearbeitet, da wir ein relativ kleines Unternehmen waren. In den letzten fünf Jahren, seit ich die Leitung des niederländischen Teams übernommen habe, ist unser Geschäft allerdings stetig gewachsen und die Anzahl Mitarbeitenden hat sich verdreifacht.

Welche Ereignisse der vergangenen Jahre waren rückblickend besonders wichtig?

Wir haben von Anfang an viele Partnerschaften mit unabhängigen Energieversorgern im Einzelhandel aufgebaut. Sie zählen bis heute zu unseren wichtigsten Kunden. Diese enge Beziehung zeigt sich besonders in schwierigen Zeiten – so etwa im vergangenen Jahr, als hohe Schwankungen und hohe Preise für grossen Druck sorgten. Dass wir diese Zeit dank des gegenseitigen Vertrauens ohne Konflikte durchgestanden haben, darauf bin ich persönlich und beruflich sehr stolz.

Nicht nur in geschäftlicher Hinsicht freut es mich sehr zu sehen, wie sich das Team in den letzten Jahren entwickelt hat. Einige Mitarbeitende standen noch ziemlich am Anfang ihrer Karriere und haben sich fantastisch entwickelt, nicht nur in der Origination, sondern auch in unterstützenden Funktionen. Und ich denke, dass aus diesem vertrauensvollen Umfeld ein besonders starkes Portfolio erwächst, das neue Geschäftsabschlüsse und Chancen bietet.

Warum bleiben die Kunden deiner Meinung nach so lange bei euch?

Integrität: Wir tun, was wir sagen, und wir halten, was wir versprechen. Darüber hinaus waren und sind für mich Transparenz und Unternehmergeist genauso wichtig wie Flexibilität und Risikobereitschaft. Im Wesentlichen managen wir das Energierisiko. Darin sind wir gut und schnell. Bei uns gibt es keinen unnötigen bürokratischen Aufwand und wir haben Spass daran, unseren Kunden bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen.

Ein Anruf genügt, und wir treffen uns umgehend mit Ihnen. Wir unterstützen Sie, wann immer es uns möglich ist. Wenn wir etwas nicht leisten können, sagen wir Ihnen das offen und ehrlich.

Habt ihr aus der letztjährigen Energiekrise bestimmte Lehren gezogen?

Rückblickend zählen in solchen Zeiten vor allem starke Partnerschaften und gegenseitiges Vertrauen. Wenn das Risiko hoch ist, erkennt man die Risikobereitschaft der anderen Partei sehr schnell. Bei hohen Schwankungen muss man partnerschaftlich denken, handeln und sich verhalten. Man sollte die Kundenbeziehung dann nicht nur als reinen Geschäftsvorfall betrachten. Vielleicht ist eine Kundenbeziehung heute ein hohes Risiko; morgen schon könnte es umgekehrt sein und der Kunde geht ein sehr hohes Risiko ein. Dass wir in solch schwierigen Zeiten vertrauensvoll mit unseren Kunden zusammenarbeiten können, hat also einen entscheidenden Beitrag zur Kontinuität unserer Geschäftsbeziehungen geleistet.

Welche Lösungen bietet ihr heute hauptsächlich an?

Dem europaweiten Dienstleistungsangebot von Axpo entsprechend haben wir in den Niederlanden drei Schwerpunkte: Stromabnahmeverträge (PPAs) für erneuerbare Energien – darunter Strom aus Solar-, Windkraft- und Abfallverwertungsanlagen –, Marktzugangsdienstleistungen einschliesslich Risikomanagement sowie Dienstleistungen für die Industrie, für Unternehmen und seit kurzem auch für grosse öffentliche Energieabnehmer. Während wir unser Geschäft weiter ausbauen, wollen wir es aber auch ausgewogen und diversifiziert halten.

Sprechen wir kurz über eure Kultur. Warum ist Axpo Niederlande für Mitarbeitende attraktiv?

Die Niederländerinnen und Niederländer haben ein Konzept, das man «Polder-Modell» nennt. Das bedeutet, dass alle an der Entscheidungsfindung beteiligt sind – ob auf Regierungsebene oder im Team von Axpo Niederlande. Unser Unternehmen hat eine flache Hierarchie, wir arbeiten alle im gleichen Büro.

Ich als Führungskraft gebe nicht den Kurs für alle vor. Ich frage meine Mitarbeitenden nach ihrer Meinung und worauf wir uns konzentrieren sollten. Vor allem abweichende Ansichten sind mir wichtig. Nur so stehen alle hinter unserer Strategie. Damit geht aber auch eine hohe Eigenverantwortung einher. Das Team setzt eigene Schwerpunkte. So macht die Arbeit mehr Spass und ist erfüllender. Jede und jeder Einzelne kann tatsächlich etwas bewegen. Gleichzeitig ist das Vertrauen im Unternehmen gross. Wenn du viel Verantwortung trägst und Neues lernst, dann machst du von Natur aus Fehler, und das ist in Ordnung. Fehler passieren, aber wir lösen sie gemeinsam. So lernen wir.

Der Umfang, in dem die Mitarbeitenden in unserem Team ihre eigene Zukunft entwickeln und gestalten können, ist einzigartig. Ich bin wirklich stolz darauf, wie schnell sich mein Team weiterentwickelt hat. Alle vertrauen einander und geben ihr Bestes.

Der Altersdurchschnitt im Büro liegt bei Anfang 30; fast alle im Team sind also junge, motivierte und lustige Profis (Michiel richtet seine Kamera auf ein paar Kollegen, die gerade sehr geräuschvoll Kicker spielen, und fährt lächelnd fort) … so kann man einfach mal für ein paar Minuten die Arbeit vergessen. 

Das Axpo Niederlande Team

Wie hat sich der PPA-Markt in den Niederlanden entwickelt und wie stellt ihr euch darauf ein?

Vor fünf Jahren lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtstrommix in den Niederlanden bei rund sieben Prozent. Wir hatten Schwierigkeiten, in diesem Sektor mitzuhalten, und die Unternehmen hatten relativ wenig Interesse an erneuerbaren Energien. Seither hat die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energiequellen stark zugenommen. Der Bau von Solaranlagen – sowohl am Boden als auch auf Hausdächern – hat sich beschleunigt. Heute haben die Niederlande die mit Abstand höchste Pro-Kopf-Anzahl von Solarmodulen in Europa. Das hat auch Auswirkungen auf die Flexibilität des Netzes. Im Windkraftbereich ist die Kapazität für die Onshore-Erschliessung begrenzt, da sich der Bau von Windparks immer auch auf Betroffene in der Nachbarschaft auswirkt. Allerdings holen die Offshore-Windprojekte seit rund neun Jahren richtig auf. Aus dem Solarbereich fliessen etwa zwei bis drei Gigawatt ins Netz. Für die Offshore-Windkraft liegt die Zielmarke bei beachtlichen 21 Gigawatt bis 2030.

Heute passiert eine ganze Menge im Markt: Unsere eigenen Kunden interessieren sich für grüne Energie, was sehr hilft, wenn man mit Projektanten über einen Stromabnahmevertrag spricht. Die Subventionen sind zurückgegangen. Vor fünf Jahren war das Risiko noch klein, aber nun suchen wir nach innovativeren Lösungen, um die Projektanten bei der Investitionsentscheidung für ihr Projekt zu unterstützen. Für Produzenten muss mehr als nur die Subvention zu erzielen sein, und genau hier kommen wir ins Spiel. Aus diesem Grund unterzeichnen wir heute mehr PPAs als noch vor fünf Jahren.

Wie unterstützt Axpo Niederlande die Energiewende?

Unser Geschäftsmodell besteht darin, das Preisrisiko für erneuerbare Energien bis hin zur Versorgung der Kunden umfassend zu steuern. Energie wird nie in der gleichen Form erzeugt, wie sie verbraucht wird. Es gibt also ein natürliches Missverhältnis, und das erfordert Parteien, die nicht nur bereit, sondern auch in der Lage sind, solche Risiken zu managen. Ohne diesen Dreh- und Angelpunkt werden keine Projekte im Bereich erneuerbare Energien realisiert. Was also unseren Beitrag zur Energiewende betrifft, so scheuen wir uns nicht davor, Risiken einzugehen und können diese auch managen. Das liegt sozusagen in der DNA von Axpo Solutions, aber auch in der DNA der Axpo Gruppe, wo Wasserkraftprojekte in der Regel mit einem Zeithorizont von 50 bis 80 Jahren entwickelt wurden. Ich glaube, dass wir damit eine wichtige Rolle für den Ausbau der erneuerbaren Energien spielen.

Was ist eure grösste Herausforderung?

Wir sind ein kleines Team mit einer hervorragenden Marktposition. Die Kunden schätzen unseren Service, aber trotz unseres breiten Portfolios müssen wir auch erstklassigen Service liefern und uns die Kundennähe bewahren können, die uns schon immer ausgemacht hat. Wir wollen ein Energiepartner bleiben und kein entfernter Energieversorger sein, der nicht ans Telefon geht. Geschäftlich zu expandieren und dabei unseren Prinzipien treu zu bleiben, ist heute unsere grösste Herausforderung.

In welchen Geschäftsbereichen siehst du die grössten Chancen?

Wir haben noch viel Wachstumspotenzial, insbesondere bei der Versorgung und den erneuerbaren Energien. Wir wachsen gerade sehr stark und ich gehe davon aus, dass sich das fortsetzen wird, sowohl bei den Stromabnahmeverträgen als auch bei der Versorgung.

Mit Blick auf die Erschliessung neuer Geschäftsbereiche hoffe ich, dass wir bald auch mit dem Batteriemanagement beginnen werden. In den Niederlanden kommen gerade viele Batteriespeicher auf den Markt. Das ist sicherlich ein Bereich, den wir im nächsten Jahr ausbauen wollen. Auch Biomethan wächst deutlich, und ich hoffe, dass wir auch dort aktiver werden.

Wie entspannen Sie sich nach einem langen Arbeitstag?

Nun, wie jeder echte Niederländer (lachend) fahre ich eine halbe Stunde mit dem Velo nach Hause. Die 10 km lange Fahrt durch das Zentrum von Amsterdam macht mir richtig Spass. Ganz gleich, ob es regnet oder schneit: Ich versuche, jeden Tag mit dem Velo zu fahren, ausser wenn ich Kunden ausserhalb von Amsterdam besuche. Der Weg zur Arbeit ist für mich ein Vergnügen, das ich nicht missen möchte.

Abends bleibt oft nicht viel Zeit für Sport. Aber wenn ich es schaffe, gehe ich Laufen, Schlittschuhlaufen oder Schwimmen. Ich wohne auf einem Boot – da ist Schwimmen das erste, was ich mache, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme oder wenn ich aufwache und das Wetter schön ist, vor allem im Sommer.

Natürlich verbringe ich auch Zeit mit der Familie, mit meinen beiden Kindern, und ich lese gerne.

Welches Buch kannst du empfehlen?

Zu meiner Lieblingslektüre gehören Patrick O’Brians Romane über einen britischen Marinekommandanten im 19. Jahrhundert: die Aubrey-Maturin-Romane. Eines der Bücher wurde auch verfilmt und der Film ist grossartig. Ich habe die ganze Serie drei oder vier Mal gelesen.

Wenn du für einen Tag beruflich etwas anderes machen könntest, was wäre das und warum?

Dann wäre ich gerne Broker für gebrauchte Segelboote. Ich liebe den Segelsport und alles, was mit Wasser zu tun hat. Dafür kann ich mich wirklich begeistern. 

Über Michiel Rutgers

Michiel Rutgers startete seine berufliche Laufbahn 2007 und war in verschiedenen Funktionen in der Energiebranche tätig. Nach Stationen bei RWE und Essent in den Niederlanden wechselte er 2014 nach Brüssel und baute die Niederlassung von Axpo in den Niederlanden auf. Seit Juni 2019 leitet Michiel Rutgers das Team von Axpo Niederlande. Er hat einen Master in Betriebsökonomie von der Universität Amsterdam.

Hier geht es zum LinkedIn-Profil von Michiel Rutgers.

Über Axpo Niederlande

Den ersten Windstromabnahmevertrag schloss Axpo bereits 2015 in den Niederlanden ab. Seither hat das Unternehmen mehrere massgeschneiderte PPAs zwischen Erzeugern und Abnehmern ermöglicht.

Die niederländische Tochtergesellschaft von Axpo mit Sitz in Amsterdam ist eine führende Vermarkterin von Wind- und Solarenergie im Land und kann auf langjährige, europaweite Erfahrung in diesem Markt zurückgreifen. Zu den Kernkompetenzen von Axpo gehören neben dem PPA-Geschäft die Lieferung und Strukturierung von Strom und Erdgas für Unternehmenskunden sowie die Unterstützung von unabhängigen Detailhändlern und Grosshandelspartnern beim Zugang zum Strommarkt.

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