25.03.2019 | Christoph Sutter über Ausbaumöglichkeiten bei der Solarenergie
Im Zuge der Energiestrategie 2050 müssen rund 40 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der Schweiz zusätzlich aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dabei spielt der Ausbau von Photovoltaik (PV) eine wichtige Rolle. Christoph Sutter, Leiter Division Neue Energien erklärt, weshalb Solarenergie Zukunft hat.
Christoph Sutter, dass sich Axpo für PV interessiert, ist neu, oder?
Das stimmt so nicht. Mit der Tochterfirma CKW macht sich Axpo schon länger für einen Ausbau von Solaranlagen auf Schweizer Dächern stark. CKW bietet Lösungen an für Eigenheimbesitzer sowie Geschäftskunden. Ausserdem ermöglicht Axpo bereits durch Langzeitverträge (Power Purchase Agreements, PPAs), dass PV-Anlagen sogar ohne Subventionen betrieben werden können, wie etwa im portugiesischen Evora. Und auch mit dem Spin-off Elblox ermöglicht Axpo die Förderung von Solarstrom: Über die gleichnamige Online-Plattform kann der Konsument mit Hilfe von Blockchain-Technologie den Strom direkt von der PV-Anlage nebenan beziehen. Insgesamt ist Solarenergie ein wichtiger Zukunftsmarkt für Axpo. In den kommenden Jahren werden wir unser Geschäft im Bereich PV systematisch und kraftvoll weiter ausbauen.
Braucht es staatliche Förderung der PV nach Ablauf der KEV oder der Investitionsbeiträge?
Viele PV-Anlagen brauchen entweder schon heute oder dann in den kommenden Jahren keine zusätzliche Förderung mehr. Dies insbesondere im Bereich des Eigenverbrauchs, wo der Strom von der Industrie oder Privaten direkt am Ort der Erzeugung genutzt werden kann. An anderen Orten – z.B. im aus energiewirtschaftlicher Sicht sehr interessanten hochalpinen Raum – sind Förderbeiträge weiter notwendig. Ich finde starre Giesskannen-Mechanismen dabei aber nicht zielführend. Wir brauchen smarte, marktbasierte Instrumente. Auktionierte Fördertarife für spezifische Sektoren wie hochalpine PV-Anlagen erscheinen mir der sinnvollste Weg.
Du sprichst hochalpine PV-Anlagen an. Welches Potential siehst du in ihnen?
Die Schweiz ist ein Alpenland und in den Bergen herrschen andere Wetterbedingungen als im Mittelland. Die unterschiedlichen Bedingungen im Hochgebirge könnten wir für uns nutzen. PV-Anlagen im Gebirge könnten einen wesentlichen Teil zum Strommix beitragen und somit Importabhängigkeiten in den Wintermonaten verringern. Axpo prüft zurzeit, ob eine solche Realisierung möglich ist. Eine Möglichkeit wäre, an der Staumauer Muttsee, auf knapp 2'500 Meter Höhe, PV-Anlagen anzubringen. Die relativ flache Tal-struktur erlaubt es, dass die PV-Anlagen an der Staumauer von einer günstigen Sonneneinstrahlung profitieren könnten. Das Potential ist auch aufgrund der Südausrichtung hoch. Daran haben wir schon beim Bau der Anlage gedacht.
Ist der Ausbau von PV-Anlagen im Gebirge nicht eine Illusion?
Wieso eine Illusion? Es wurden bereits erste Tests in der Schweiz durchgeführt. Die ETH Lausanne (EPFL) hat beispielsweise zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der EKZ oberhalb von Davos gute Testresultate erreicht: Hochalpine PV-Anlagen haben insbesondere zwei Vorteile: Erstens sind bis zu 30% mehr Performance dank verstärkter Sonneneinstrahlung und tieferen Temperaturen als im Flachland möglich. Zweitens fällt bei Anlagen über der Nebelgrenze relativ gesehen mehr Strom im Winter an. Das zeigt, dass wir solchen Energie-Räumen künftig mehr Beachtung schenken müssen.
Aber sind PV-Installationen im hochalpinen Raum nicht schlicht zu teuer?
Es stimmt, dass die bessere Leistung im hochalpinen Raum momentan an vielen Standorten von höheren Installationskosten wieder weggefressen wird. Wir sollten uns auf die Solarisierung bereits bestehender hochalpiner Infrastruktur fokussieren. Ich denke dabei an Staumauern, Bahngleise, Skilifte oder Lawinenverbauungen. Um dies mit der notwendigen Geschwindigkeit und Systematik umzusetzen brauchen wir endlich smarte und marktbasierte Fördermechanismen. Die Schweiz könnte da viel von ihren Nachbarn, z.B. von Frankreich lernen. Warum lancieren wir nicht marktbasierte Auktionen für Fördertarife spezifisch für hochalpine PV-Anlagen?
Axpo ist seit 2018 Mitglied bei SolarPower Europe. Weshalb dieses Engagement?
Die Technologie im Bereich der Photovoltaik konnte in den vergangenen Jahren optimiert werden. Zudem sind die Kosten für die Produktion einer kWh Solarstrom enorm gesunken. Deshalb wurde der Bereich PV global massiv ausgebaut. Dieser Trend wird auch künftig weitergehen. Dank dem Ausbau gibt es viel Wissen und neue Erkenntnisse - rund um diese Technologie. Axpo will mit der Mitgliedschaft bei SolarPower Europe von diesem Wissen profitieren und sich mit namhaften Unternehmen zu Themen rund um die Photovoltaik austauschen können. Das ist ein wichtiges Netzwerk für uns.
SolarPower Europe ist der Verband der Europäischen Solarindustrie (vormals: EPIA – European Photovoltaic Industry Association) und vereint Unternehmen und Organisationen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich von Photovoltaik und Solarenergie allgemein tätig sind. Ziel des Verbandes ist es, das regulatorische Umfeld in Europa zu gestalten und die Geschäftsmöglichkeiten für Solarstrom in Europa zu verbessern. Axpo ist seit 2018 Mitglied des Verbands.