01.11.2016 | Alpine Solaranlage produziert mehr Winterstrom
Könnte die Staumauer am Muttsee, auf 2500 M ü. M. gelegen, für eine grossflächige Photovoltaik Anlage genutzt werden? Vor wenigen Tagen von der Südostschweiz als neue Idee gross aufgezogen, werden bei Axpo schon seit einiger Zeit Überlegungen in diese Richtung gemacht. Und erste Einschätzungen zeigen: Ja, durchaus.
Der Wirkungsgrad einer Photovoltaik-Anlage ist extrem standortabhängig. Die geografische Lage hat einen grossen Einfluss – Nordafrika ist vorteilhafter als Island - , aber auch die Ausrichtung des einzelnen Moduls ist wesentlich. In der Schweiz sollte dieses nach Süden ausgerichtet und zwischen 25 und 35 Grad geneigt sein, um die Sonneneinstrahlung optimal aufzunehmen.
Riesig ist zudem der Einfluss der Witterung: Bei bewölktem Himmel oder Nebel tendiert die Leistung rasch gegen Null. Aus diesem Grund und wegen der grundsätzlich höheren Sonneneinstrahlung kann in der Schweiz der Ertrag von Anlagen in alpinen Lagen bis zu 50 % höher als im Mittelland sein.
Die Muttsee Staumauer ist auf 2500 m ü.M. gelegen. Mit ihren gut 1000 Metern Länge schliesst sie die Talsohle in einem weiten, sich gegen Süd-Westen öffnenden Bogen. Im Winter schweift der Blick ungehindert über die zäh über dem Mittelland ausgebreitete Nebeldecke. Kein Berggipfel wirft hier Schatten. Jeder Sonnenstrahl, von Sonnenauf- bis –untergang trifft ungehindert auf die Baute. Für eine Photolvoltaik-Anlage also perfekte Voraussetzungen – Sommer wie Winter.
Das Bild mutet zugleich an wie eine Zusammenfassung der Energiestrategie des Bundes, setzt diese doch insbesondere auf einen starken Zubau der Erneuerbaren Energien. Mit mehr Sonnen- und Windenergie steigt der Bedarf an Speichenergie, um Produktionslücken aufzufangen. Und der Bedarf an Pumpspeicherung, um Produktionsspitzen zu brechen und die Netzstabilität durch Aufnahme überschüssiger Energie zu gewährleisten. Das PSW Limmern mit seinen hochflexiblen, skalierbaren Turbinen ist der Trumpf in diesem Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien.
Für Axpo ist aber auch klar, dass sie das Projekt nur dann konkretisieren und umsetzen wird, wenn sie für den Solarstrom kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) beziehen kann. Denn die Kosten für die Installation einer solchen Anlage würden mehrere Millionen Franken betragen. Ein profitabler Betrieb wäre bei den heute am Markt zu erzielenden Preisen nicht möglich.
Bevor aber Halterungen montiert und Solarpanel installiert werden können, müssen an der Staumauer noch während einiger Zeit Kontrollmessungen durchgeführt und die letzten Meilensteine für die vollständige Inbetriebnahme des PSW Limmern geschafft werden. Frühestens in drei Jahren kann daher aus der Fotomontage Realität werden. Wie sich der Strommarkt und die Politik bis dahin verändern, wird seinerseits einen Einfluss auf das Projekt und dessen Realisierung haben.