31.10.2019 | SP-Nationalrat Roger Nordmann zu Gast bei Axpo
Der Ausbau von Photovoltaik in der Schweiz hat Potenzial. Darin sind sich Nationalrat Roger Nordmann und die Axpo Vertreterinnen und Vertreter einig. Allerdings sind dabei etliche Herausforderungen zu meistern. Welche das sind, wurde gestern Mittwoch bei Axpo diskutiert. Aufhänger der Diskussion war Nordmanns neustes Buch «Sonne für den Klimaschutz: Ein Solarplan für die Schweiz».
Photovoltaik ist für Axpo kein Neuland: Mit der französischen Tochter Urbasolar verfügt Axpo über viel Solarenergie-Know-how über die gesamte Wertschöpfungskette. Und in der Schweiz ist die Tochter CKW stark verankert im Solarbusiness. «Gerne wollen wir aber in der Schweiz mehr machen im Bereich Solar», betonte Christoph Sutter, Leiter Division Neue Energien, gestern an einem Axpo Kaderanlass vor rund 100 Axpo Führungskräften. Hierzu könne sich Axpo verschiedene Geschäftsfelder vorstellen, aber nur, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmten. Axpo stellt sich deshalb gerne dem Dialog mit der Politik.
Gesprächspartner im Panel war Nationalrat Roger Nordmann. Er stellte seinen Solarplan vor und erklärte, wie er in den kommenden Jahren einen Ausbau der Solarkapazitäten in der Schweiz von heute 2 auf 50 GW realisieren will. Nordmann nimmt an, dass in der Schweiz nach dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie und aufgrund der neu gesteckten Klimaziele infolge der Dekarbonisierung von Verkehr und Haushalten künftig ein zusätzlicher Strombedarf von 40 bis 45 TWh Strom entstehe. Diese Lücke will er mit Solarstrom füllen.
Solarstrom wird aber nur erzeugt, wenn die Sonne scheint. Darum gebe es beim Ausbau von PV in der Schweiz ein paar wichtige Fakten zu beachten: Um die Überproduktion im Sommer und die Winterlücke – u.a. auch weil in diesen Monaten insgesamt mehr Strom gebraucht wird – zu lösen, will Roger Nordmann mit Peak Shaving (siehe Artikel rechts) die Sommerstromproduktion auf den Winter umlagern. Übersteigt im Sommer die Stromproduktion den Verbrauch, sollen mit diesem Strom zuerst die Speicher gefüllt und dann auf Solarernte, Transport und weiteren Speicher verzichtet werden.
Dank Peak Shaving könne bis fast Ende November der Strom umverteilt werden. Die wahre Herausforderung sieht Nordmann aber darin, in den restlichen Wintermonaten genügend Strom zu haben. Die langfristige Speicherung ist noch nicht gelöst. Er schlägt neben der Erhöhung bestehender Staumauern, Power-to-Gas und Saisonaler Wärme-Speicher aber auch Gas- und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD) vor. Das erstaunt auf den ersten Blick, da der Präsident von Swissolar grundsätzlich für eine Dekarbonisierung ist. Nordmann strebt aber eine 100 Prozent Selbstversorgung der Schweiz mit Strom übers ganze Jahr an. Dies bedinge, dass wir in der Schweiz auch in den Wintermonaten eigene Lösungen haben müssen, um die Stromlücke zu schliessen.
Auch Alena Weibel, Head Public Affairs, betonte, dass Axpo mehr im Bereich der Erneuerbaren in der Schweiz machen wolle, «wir können aber nur dort ausbauen, wo es für uns auch rentabel ist.» Genau hier liegt der wichtige Punkt: Zur Zeit sind die diversen Bewilligungsverfahren, Gesuche, Planvorlagen, Kontrollnachweise etc. zu kompliziert und zu stark reguliert. «Vor allem bei PV-Grossanlagen ohne Eigenverbrauch müssten die Rahmenbedingungen zwingend angepasst werden», fordert Alena Weibel. Hier stimmt Roger Nordmann zu: «Erst wenn die PV-Anlagen amortisiert sind, können sie auf dem Markt überleben.» Daher brauche es dringend Investitionen, die Anreize für den Ausbau von Solaranlagen in der Schweiz schaffen.
Die Panelteilnehmenden sind sich einig: in den nächsten Jahren braucht es ein enormes Wachstum beim Ausbau der PV in der Schweiz. «Das Potenzial ist gigantisch und wir müssen heute mit dem Ausbau anfangen», betonte Andy Heiz, Stv. CEO & Leiter Geschäftsbereich Produktion & Netze. Dazu muss aber Geld in die Hand genommen und die Rahmenbedingungen angepasst werden. Hier ist in erster Linie die Politik gefragt. Axpo steht für den Dialog und Austausch zur Verfügung.
Roger Nordmann, geb. 1973 in Lausanne, ist Fraktionspräsident der Sozialdemokratischen Partei der Bundesversammlung, Mitglied der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK. Er studierte Politologie und Volkswirtschaft. Nordmann gilt als anerkannter Experte für Energie- und Klimafragen, setzt sich für eine wirksame Klimapolitik auf nationaler und internationaler Ebene ein und ist Präsident von Swissolar, dem schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie.
Mit seinem Buch «Sonne für den Klimaschutz – Ein Solarplan für die Schweiz» macht er sich stark für eine nach dem heutigen Stand der Technologie konkret umsetzbare Energiestrategie.