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26.10.2023 | Modernes Axpo-Kraftwerk produziert für 14000 Haushalte Energie

Kraftwerk Rüchlig - modernes Understatement mitten in Aarau

2015 eingeweiht, ist das Kraftwerk Rüchlig ein kompletter Ersatzneubau und das jüngste Laufwasserkraftwerk der Axpo. Höchsten Umweltstandards folgend wurde auf kleinstem Raum verwirklicht, was die Gesellschaft heute erwartet: permanente Verfügbarkeit auf leisen Sohlen.

Es ist heiss in Aarau. Von der Sommerhitze getrieben suchen die Menschen eine willkommene Abkühlung an und in der Aare. «Das verstehe ich vollkommen, aber nicht nur oberhalb, sondern auch unterhalb eines Kraftwerks ist das Baden gefährlich.» Betriebsleiter Manuel Häfeli steht auf der flimmernd heissen Betonfläche des Stauwehrs und blickt flussabwärts. Gerade mal 200 Meter entfernt spielt eine Mutter mit zwei Kindern in der Aare.

«Sollte hier im Kraftwerk Rüchlig eine oder mehrere der vier Maschinengruppen unvermittelt ausfallen, würde das Wasser anstatt durch die Turbinen kurzfristig über die Hochwasserentlastung geleitet», erklärt Manuel Häfeli. Die Folge: Eine unerwartet hohe Welle, welche die Mutter mit ihren Kindern in Gefahr bringen könnte. Nicht umsonst warnen Schilder in der Nähe von Wasserkraftwerken stets vor den Gefahren eines überraschenden Pegelanstiegs. Auch lokale heftige Gewitter beispielsweise im Emmental dürfen nicht unterschätzt werden. Die Emme mündet in die Aare. Und plötzlich werden Hochwasser und Treibholz aus dem Berner Kantonsgebiet zur Gefahr in Aarau.  

Energieproduktion im Flüsterton rund um die Uhr

Von den vier Maschinengruppen ist nichts zu sehen. Sie befinden sich direkt unter der heissen Betonfläche. «Früher gab es bei Flusskraftwerken hohe Maschinenhallen», erklärt Manuel Häfeli. «Das neue Wasserkraftwerk Rüchlig aber haben wir wortwörtlich in den Boden gebaut.» Ziel war es, dass sich das Kraftwerk unauffällig ins Quartier einfügt. Wenige Meter neben dem Stauwehr stehen denn auch moderne Mehrfamilienhäuser im gehobenen Preissegment. So unbemerkt und leise die Energieproduktion ist, so selbstverständlich scheint sie für die Gesellschaft zu sein.

Manuel Häfeli ist Betriebsleiter der Laufwasserkraftwerke Rüchlig, Rupperswil, Villnachern, Windisch sowie Augst. Gemeinsam mit 32 Mitarbeitenden produziert er rund um die Uhr erneuerbaren und CO2-freien Strom. Laufwasserkraftwerke sind verantwortlich für die sogenannte Grundlast. Den Strom also, der in der Schweiz während 24 Stunden permanent benötigt wird unter anderem für Computerserver, den Standby-Betrieb des Fernsehers, die Strassenbeleuchtung, Verkehrssignale und nicht zuletzt für die Kühlregale der Grossverteiler. Brauchen Menschen zu Verbrauchsspitzen mehr Strom, zum Beispiel morgens für die Kaffeemaschine, den Kochherd oder Haarfön, werfen die Stromproduzenten ihre Speicher- und Pumpspeicherwerke in den Alpen an.

Hand in Hand - Stromproduktion und Naturschutz

Ein Blick auf die Wasseroberfläche unterhalb des Stauwehrs offenbart Überreste der modernen Gesellschaft. Nicht etwa ein toter Fisch, sondern ein einzelner Turnschuh ist es, der Sohle aufwärts neben einer PET-Flasche schwimmt. Etwas entfernt treiben zwei orangefarbige Frisbees und ein Baseballschläger. «Grosses Treibholz entfernen wir regelmässig. Grundsätzlich wird alles angeschwemmt, leider manchmal auch ein toter Mensch», sagt Manuel Häfeli.

Betreiber von Wasserkraftwerken sind stets auch für die Instandhaltung von Ufer- und Wanderwegen zuständig. So ist Axpo auf die attraktiven Wanderwege rund um ihren schweizweiten Kraftwerkspark zu Recht stolz. Im Kraftwerk Rüchlig verläuft das Konzessionsgebiet von oberhalb der Aarauer Kettenbrücke bis zum Zusammenschluss der alten Aare mit dem Unterwasserkanal. Die Aargauer Auengebiete sind von nationaler Bedeutung und für Naturliebhaber ein beliebtes Ausflugsziel, locken aber auch Partygänger und Einweg-Grillmeister an. «Littering entwickelt sich zunehmend zu einem Gesellschaftsproblem», gibt der Betriebsleiter unumwunden zu. Am höchsten sind die Abfallberge entlang der Aare nach einem sonnigen Wochenende. Nochmals je 6-12 Kilometer Uferwege sind bei den vier weiteren Laufwasserkraftwerken unter Manuel Häfelis Obhut zu bewirtschaften. «Im Team gibt es zwei extra dafür ausgebildete Mitarbeiter, welche mehrheitlich draussen arbeiten.»  

Neben der leidigen Abfallentsorgung gibt es aber auch der Natur nähere Aufgaben. So sorgen Biber immer wieder für Arbeitseinsätze, weil sie mit ihren Wohn- und Dammbauten Uferbereiche destabilisieren können. Biber kennen keinen Winterschlaf, sind pflanzliche Allesfresser und fällen jahrein jahraus Bäume. Den aus Ästen und Zweigen bestehenden Nahrungsvorrat lagern sie direkt vor dem Eingang ihres Baus. «Auf meiner Joggingrunde morgens vor der Arbeit begegne ich manchmal einem Biber. Die scheuen Tiere sind mit einem Meter Länge überraschend gross», sagt Manuel Häfeli.

Bis 2074 für die Aarauer Auenlandschaft zuständig

Um die ufernahe Fauna und Flora des Kraftwerks Rüchlig wird sich Axpo bis mindestens 2074 kümmern. So lange läuft nämlich die Konzession zur Energieproduktion (2014-2074). Bei den Konzessionsverhandlungen wurde schnell mal klar: Für den Kanton Aargau als Konzessionsgeber, Axpo als Konzessionsnehmerin und die Umwelt sollte sich mit einem Ersatzneubau eine Win-Win-Win-Situation ergeben. Verschiedene Ausgleichsmassnahmen für die Umwelt wurden definiert.

Das ursprüngliche Kraftwerk Rüchlig stammte aus dem Jahr 1883, war über ein Jahrhundert lang im Besitz der Jura-Cement-Fabriken gewesen und wurde von der Axpo erworben. «Das Neubauprojekt erlaubte auf derselben Produktionsfläche eine Leistungssteigerung von rund 25 Prozent.» Ein wichtiges Argument beim Investitionsentscheid. Das Kraftwerk produziert heute durchschnittlich 64 Mio. Kilowattstunden Energie pro Jahr und speist den Strom direkt ins lokale 16-kV-Netz ein. Damit kann das Kraftwerk rund 14'000 Haushalte versorgen.

Bewegungsfreiheit für Fische

Der Neubau erlaubte neben der wichtigen Produktionssteigerung auch die Umsetzung von verschiedenen naturnahen Massnahmen. Dazu gehören zwei moderne Fischaufstiege und ein Fischabstieg, der beim Dotierkraftwerk realisiert wurde. Zusammen mit den horizontalachsigen und entsprechend fischfreundlichen Kaplanturbinen beim Hauptkraftwerk wurden alle aktuell möglichen Massnahmen zum Schutz der Fische verwirklicht.

Als weitere Ausgleichsmassnahme wurde das Naherholungsgebiet rund um das Kraftwerk aufgewertet. Axpo reaktivierte die Auenlandschaft, vernetzte verschiedene Gewässer und schaffte Uferbuchten mit Flachwasserzonen. Es entstanden neue, separate Lebensräume für unterschiedliche Tierarten. Das ebenfalls neu gebaute Dotierkraftwerk im Altlauf der Aare stellt die vorgeschriebene Restwassermenge von 30-40m3/s sicher.

Hochwasserschutz für Aarau

Für den Ersatzneubau sprach zudem, dass die Stadt Aarau und Axpo einen verbesserten Hochwasserschutz für die angrenzenden Quartiere Scheibenschachen und Telli einplanen konnten. Die moderne Anlage ist so ausgelegt, dass sie selbst bei einem Jahrhunderthochwasser das Wasser jederzeit schadlos abführen kann. Für Manuel Häfeli schliesst sich hier der Kreislauf: «Egal ob bei Sommerhitze oder Hochwasserlage, Aarau spürt vom Kraftwerk Rüchlig wenig, verfügt über eine moderne Anlage und profitiert an 365 Tagen im Jahr von der Energieproduktion aus Aarewasser.»

Facts & Figures:

Facts & Figures

Energieproduktion: 64 Mio. kWh / Jahr (Mittelwert)

Installierte Leistung: 11 MW

Installierte Generatorleistung: 4 x 2,3 / 1 x 1,26 MW

4 + 1 (Dotierkraftwerk) Kaplan-Rohrturbinen

Stauwehr: 5 Wehröffnungen mit je 13,8 m lichter Weite / 2 Wehröffnungen mit je 14 m lichter Weite (= Hochwasserentlastung)

Brutto-Fallhöhe: 3,3 – 3,5 m 

Mehr zum Thema Wasserkraft?

Rund 60 Anlagen umfasst der Hydro-Kraftwerkspart von Axpo (Eigentum und Beteiligungen). In einer «Tour de Suisse der Wasserkraft» zeigen wir, was diese Anlagen so besonders macht und wie wichtig sie für eine sichere und nachhaltige Stromversorgung der Schweiz sind. Weitere Artikel aus dieser Serie:

Erstes Partnerwerk der Schweiz

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Und hier gibt es mehr Informationen um Thema Axpo Wasserkraft

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