30.05.2017 | Im Entlebuch produziert die CKW mit Windkraft Strom für 600 Haushalte
Die CKW setzt sich in der Schweiz stark für erneuerbare Energien ein. Die Axpo-Tochter hat 2013 auf der Anhöhe Lutersarni bei Entlebuch das grösste Windkraftwerk der Zentralschweiz in Betrieb genommen. Bei ihren Projekten arbeitet die CKW eng mit der Bevölkerung zusammen – kämpft dabei aber auch gegen starken Widerstand. Ein Gespräch mit Paul Hürlimann, Leiter neue Energien CKW.
„Das Windkraftwerk Lutersarni ist das neue Wahrzeichen von Entlebuch. Es ist ein Meilenstein in unserer nachhaltigen Energiestrategie, die vom Grundgedanken der Biosphäre inspiriert wurde. Das Windkraftwerk zeigt, dass Naturschutz und Stromproduktion gut miteinander vereinbar sind.“
Das ist kein Werbespot der Kommunikationsabteilung der CKW. Das sagt der Entlebucher Gemeindeamman Robert Vogel.
Aber es kann zum Windkraftausbau in der Schweiz auch so tönen: „Tausend Windkraftanlagen sind ein absolutes Horrorszenario für jeden, der die Schweizer Landschaft liebt, und damit den Tourismus….das ist eine Verspargelung der Landschaft“. Und: Bei Windparks, insbesondere bei grossen, sind die Emissionen flächenmässig gross gestreut, und das bei einer volatilen und sehr geringen Stromproduktion. Hier stellt sich die Frage der Verhältnismässigkeit.“
Das schreibt Walter Bohnenblust vom Verein Pro Kulmerauer Allmend im Anschluss an eine Informationsveranstaltung der CKW.
Wer in der Schweiz Windkraftwerke bauen will, steht heute oft im Gegenwind. Trotzdem hat die CKW im Herbst 2013 die Windkraftanlage Lutersarni bei Entlebuch (LU), das grösste Windkraftwerk der Zentralschweiz, in Betrieb genommen. Die Anlage mit einer Leistung von 2,3 MW produzierte 2016 2,939 Mio. kWh Strom – genug für 650 Haushalte. Die Investitionskosten betrugen 5 Mio. Franken. Die Gesamthöhe der Anlage beträgt 120 Meter, der Durchmesser des Rotors misst 82 Meter.
„Wir hatten in Lutersarni eine ganz spezielle Ausgangslage“, blickt Paul Hürlimann, Leiter Neue Energien bei CKW zurück. Denn da oben gab es bereits zwei Windkraftanlagen, die erste davon, die Anlage Feldmoos von Meisterlandwirt Roland Aregger, sei bereits 2005 in Betrieb genommen worden. Entsprechend habe die Gemeinde bereits mit einer Zonenplanänderung Windkraft ermöglicht und man habe gewusst, was kommt. Zudem liege die Windturbine der CKW recht weit von grösseren Siedlungen entfernt. Die Reaktionen auf das 2008 gestartete Projekt sei deshalb recht positiv gewesen: „Es gab praktisch keinen Widerstand, nur eine kleine Einsprache“, weiss Hürlimann. Heute sei man in der Gemeinde sehr stolz auf die insgesamt drei Anlagen.
Trotzdem dauerte es insgesamt fünf Jahre bis die Anlage in Lutersarni in Betrieb genommen werden konnte. Projektplanung und Bewilligungsverfahren beanspruchten dabei am meisten Zeit. Die Bauphase für Zugangsstrasse, der Trafostation zur Netzverstärkung (der Windstrom wird mit 20 kV ins Netz eingespiesen) sowie der Anlage war eher kurz. Sie dauerte ab Spatenstich etwa ein halbes Jahr, wobei das eigentliche Aufstellen der Windkraftanlage in rund zwei Wochen erledigt war. „Das sei keine Hexerei“, sagt Hürlimann dazu.
Aber schauen Sie doch gleich selber. Der Bau des Parks im Video:
Die Anlage — welche mittels kostendeckender Einspeisevergütung (KEV: 21 Rp.pro kWh) gefördert wird — weist heute rund 1050 äquivalente Volllastunden aus und ist während 50-60 Prozent des Jahres in Betrieb. Die übrige Zeit stehe sie mangels ausreichend Wind still, erklärt Hürlimann. Hier geht‘s zu aktuellen Bildern der Webcam.
Aufgrund der verschiedensten Umweltschutzprüfungen — abgeklärt wurden dabei unter anderem Themen wie Grundwasser-, Landschafts-, Schall-, Vogel- und Fledermausschutz, Eis- und Schattenwurf sowie Strahlungen — gab es fürs Projekt auch gewisse Auflagen. So muss die Anlage etwa bei gewissen Parametern, die günstig für Flüge der im Gebiet lebenden Fledermäuse sind, abgestellt werden, was zu einer Verringerung der Produktion von 2-3 Prozent führt. Und als ausgleichende Umweltschutzmassnahme hat die CKW im Umkreis von fünf Kilometern rund um die Anlage 163 Hochstammbäume angepflanzt. Damit wird der Lebensraum für Vögel und Fledermäuse vergrössert und deren Population gestärkt.
Ganz im Gegensatz zur Erfolgsgeschichte im Entlebuch musste die CKW im November 2016 bei einem Windparkprojekt in Kirchleerau/Kulmerau (im Grenzgebiet AG/LU) aber eine „Vollbremsung“ machen, erklärt Hürlimann. Man habe aus „unternehmerischen Gründen entschieden“, das Projekt mit den vier Windkraftanlagen und einer geplanten Jahresproduktion von 12,5 Mio. kWh (Strom für 2800 Haushalte), zu stoppen.
Das Projekt hatte zuvor wegen einer Abstimmung in der Gemeinde Triengen, zu der
Kulmerau heute gehört, in wesentlichen Teilen abgeändert werden müssen. Aufgrund einer Initiative von Windkraftgegnern habe eine von 350 statt wie üblich rund 150 Personen besuchte Gemeindeversammlung in Triengen einen Mindestabstand der Windkraftanlagen zu Wohnhäusern von mindestens 700 Meter gutgeheissen, erzählt Hürlimann. Obwohl der Entscheid rechtlich wohl nicht wirklich bindend gewesen wäre, habe die CKW entschieden, sich an diese Vorgabe zu halten und das Projekt entsprechend adaptiert. Vertiefte Abklärungen unter Abwägung aller Chancen und Risiken hätten aber ergeben, dass die Aussichten einer Realisierung des neuen Projekts gering seien.
Zum starken Widerstand in gewissen Teilen der Bevölkerung, sagt Hürlimann: Man habe zwar eine Begleitgruppe eingesetzt und in dieser Gruppe alle Aspekte des Projekts offen und transparent dargelegt, diskutiert und die Protokolle der Sitzungen öffentlich zugänglich gemacht. Man habe aber letztendlich den Begleitprozess zu spät gestartet und so zu wenig Einfluss auf die Meinungsbildung und den politischen Prozess in den Gemeinden nehmen können.
Natürlich habe die CKW daraus ihre Lehren gezogen, sagt Hürlimann: „Es gibt zwar
kein Standardrezept um ein solches Projekt erfolgreich durchziehen zu können“. Aber klar sei: „Man muss Vertrauen schaffen und um dies zu erreichen, die lokalen Verhältnisse kennen und auf diese eingehen.“
Für künftige Projekte — etwa jenes am Lindenberg (an der Kantons- und Gemeindegrenze zwischen Hitzkirch/LU und Beinwil Freiamt/AG) — sei deshalb klar: Es gelte früh, sachlich und offen zu informieren und nicht den Gegnern das Feld zu überlassen oder ihnen eine PR-Schlacht zu liefern. Zentral sei vielmehr ein fairer Begleitprozess mit allen Stakeholdern: Information, Transparenz und Partizipation seien die Stichworte dabei. Wichtig sei besonders die Partizipation. Das heisse, die Anliegen und Wünsche der Bevölkerung ernst nehmen und ihnen die Möglichkeit geben, wirklich Einfluss auf das Projekt zu nehmen. „Nur so können wir unabhängig vom Endresultat des Prozesses am Schluss verbrannte Erde verhindern“, glaubt Hürlimann. Und das ist wichtig, denn für den überzeugten Anhänger von erneuerbaren Energien liegt darin „die Zukunft unserer Stromversorgung im Einklang mit Klimaschutz und Natur“.
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