29.05.2019 | Wieso KEPCO sich in Baden über die Ziele für nachhaltige Entwicklung informiert
Die von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) sollen bis ins Jahr 2030 auch von den Energieunternehmen getragen werden. Axpo mischt dabei vorne mit: In einer Arbeitsgruppe des CIGRE-Netzwerks erarbeitet Christian Capello, Nachhaltigkeitsmanager bei Axpo, Best Practice Guidelines für die Branche, die in allen 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angewendet werden können. Deshalb ist das japanische Energieversorgungsunternehmen diese Woche bei Axpo in Baden auf Besuch.
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass Axpo Besuch erhält von Energie-Kollegen aus Übersee. Was ist der Hintergrund dieses Treffens? 2015 haben alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet – so auch Japan und die Schweiz. Kernstück der Agenda 2030 sind 17 Ziele mit mehreren Duzend Unterzielen: Die Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Um diese dreht es sich beim Besuch der japanischen Delegation.
Bei der Umsetzung der 17 Ziele steht in jedem Land primär die Politik in der Verantwortung. In allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sollen die Ziele auf nationaler Ebene bis 2030 umgesetzt werden. Dies wird bei vielen Zielen jedoch nicht ohne den Einbezug der Wirtschaft funktionieren. Deshalb hat sich das Branchennetzwerk «CIGRE» (siehe Erklärung unten) zum Ziel gesetzt, Best Practices in der Umsetzung der SDGs zu erarbeiten. Axpo spielt hier eine sehr wichtige Rolle: Der Nachhaltigkeitsmanager Christian Capello leitet diese Arbeitsgruppe der Energiebranche.
CIGRE ist eine internationale Organisation für den Informationsaustausch von Fachleuten im Bereich elektrische Energieübertragung und -Versorgung. CIGRE steht für «Conseil International des Grands Réseaux Électriques» oder «Internationaler Rat für grosse elektrische Netze».
Hauptsitz der CIGRE ist Paris, wo sie 1921 als gemeinnützige Organisation gegründet wurde. Ihre inzwischen weltweite Anerkennung verdankt sie dem hohen fachlichen Niveau und der Qualität ihre Ergebnisse. In den letzten Jahren ist das CIGRE-Netzwerk enorm gewachsen, was auf seine Bedeutung hindeutet. Auch Hochschulen, Unternehmen und andere Institutionen können als «korporative Mitglieder» die Arbeit der CIGRE unterstützen.
In Christian Capellos Arbeitsgruppe vertritt Motoshi Tomita, Research Scientist, die Anliegen von Japan. Er arbeitet am Central Research Institute of Electric Power Industry (CRIEPI), ein Forschungszentrum vergleichbar dem «PSI». Er verfügt über gute Kontakte zur japanischen Elektrizitätswirtschaft, unter anderem zur KEPCO, der Kansai Electric Power Company aus Osaka. In Japan ist die Umsetzung der SDG ein politisches Schwerpunktthema. KEPCO möchte sich in der Ausarbeitung der SDGs als Vorreiterin positionieren und eine Strategie gegenüber der japanischen Regierung präsentieren, wie die SDGs umgesetzt werden können. Um möglichst schnell Resultate zu präsentieren möchte KEPCO sich im Rahmen des CIGRE-Netzwerks einbringen und bereitet einen Beitrag für die Paris-Session 2020 vor.
«Dank der breiten internationalen Vernetzung von CIGRE können die Initiativen verschiedener Länder und Unternehmen zusammengeführt werden» sagt Christian Capello. «Aus den besten Ansätzen leiten wir unsere Best Practice Empfehlungen ab»
Die Branche ist gegenwärtig jedoch noch rat- und konzeptlos, wie welche SDG adressiert werden sollen und welche Chancen für neue Geschäftsaktivitäten sich dadurch ergeben könnten. Dabei gibt es länder-spezifische Unterschiede. In der Schweiz beispielsweise wird die Industrie nicht direkt verpflichtet, einen Beitrag zu leisten. Die Politik passt jedoch die regulatorischen Rahmenbedingungen an, damit sich die Unternehmen in die richtige Richtung entwickeln.
Unter den 17 SDG sind folgende Ziele für Energieunternehmen besonders relevant:
Folgende SDGs können ebenfalls durch die Energiewirtschaft massgeblich beeinflusst werden:
Die Arbeitsgruppe besteht aus zehn Vertreterinnen und Vertretern von Netzbetreibern, integrierten Utilities wie ENEL oder Eskom sowie Forschungseinrichtungen wie das amerikanische EPRI oder das japanische CRIEPI. Die Gruppe nimmt Ende Mai 2019 die Arbeit auf. Gemeinsam wollen sie sich den 17 Zielen widmen. Nächstes Jahr wird im Rahmen der CIGRE Hauptkonferenz eine grosse Session zu diesem Thema abgehalten. In diesem Rahmen will Christian Capello mit seiner Arbeitsgruppe bereits erste Resultate vorstellen.
Axpo selbst hat zurzeit noch keine Strategie wie sie zu den SDG steht. Dazu werden die Resultate der Arbeitsgruppe abgewartet und erst dann entsprechende Massnahmen abgeleitet. Die Umsetzung der SDG werden bei Axpo aber nur einige von vielen Anpassungen bei der Verankerung der Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur sein. Zu den Meilensteinen die letzten Jahre:
2017/18:
Erreichung des Gold-Standards im Nachhaltigkeitsrating von EcoVadis.
2014/15:
Publikation des Nachhaltigkeitsberichts – als einziges Energieunternehmen in der Schweiz mit Einstufung G4 «Comprehensive» (umfassend) nach dem Standard der Global Reporting Initiative (GRI).
2013/14:
Einführung des Kodexes für Geschäftspartner, aufgebaut nach den Beschaffungsrichtlinien der wichtigsten internationalen Organisationen.
Festlegung von Fokusthemen der Nachhaltigkeit für Axpo, zusammengefasst in Handlungsfeldern mit verbindlichen Zielen für die kommenden vier Jahre.
2011/12:
Publikation des integrierten Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichts – als einziges Energieunternehmen in der Schweiz mit Einstufung A+ nach GRI.
2010/11:
Einführung des Verhaltenskodexes, mit dem sich Axpo zu vorbehaltloser Compliance – Gesetzestreue, Integrität und Ethik – bei ihren Aktivitäten verpflichtet.
2008/09:
Publikation des ersten konzernweiten Treibhausgasinventars nach ISO 14064.
Publikation der ersten Umweltdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD®) nach ISO 14025 für das Kernkraftwerk Beznau.
2007/08:
Publikation des ersten Nachhaltigkeitsberichts nach (GRI) auf Level C+.