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11.05.2020 | Prognose der Internationalen Energieagentur für 2020

Stromnachfrage sinkt um fünf Prozent

Die Internationale Energieagentur (IAE) rechnet für 2020 mit einem Rückgang der weltweiten Stromnachfrage um fünf Prozent, in gewissen stark von der Covid-19-Pandemie betroffenen Regionen sogar mit bis zu zehn Prozent. Dieser Rückgang betrifft alle Produktionsformen, einzig bei den erneuerbaren Energien soll es auch 2020 ein leichtes Plus geben.

Die aktuelle Covid-19-Pandemie ist vor allem eine globale Gesundheitskrise, hat aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen. «Die Covid-19-Pandemie stellt den größten Schock für das globale Energiesystem seit mehr als sieben Jahrzehnten dar. Der Nachfragerückgang in diesem Jahr wird die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 in den Schatten stellen», kommentiert die IEA. 

Die Analyse der täglichen Daten bis Mitte April zeigt, dass Länder, die einen vollständigen Lockdown angeordnet haben, einen Rückgang der Energienachfrage (alle Energie-träger) pro Woche von durchschnittlich 25 Prozent und Länder, die weniger strenge Ein-schränkungen verfügt haben, einen Rückgang von durchschnittlich 18 Prozent verzeichneten.

Die weltweite Energienachfrage ging im ersten Quartal 2020 insgesamt um 3,8 Prozent zurück, wobei sich die Auswirkungen vor allem im März bemerkbar machten, als in Europa, Nordamerika und anderswo Sperrmaßnahmen durchgesetzt wurden.

Weitere Grafiken gibt es hier (nur auf Englisch).

Prognose für 2020

Die Corona-Krise hat die Strompreise zu Beginn stark einbrechen lassen. Dies gilt sowohl für die Spot- als auch für die Terminmärkte. Bei den Terminpreisen sehen die Experten von Axpo bereits wieder eine Erholung. Verlässliche langfristige Angaben zum Einfluss der Corona-Krise auf den Energieverbrauch und die Entwicklung der Grosshandelspreise für Strom sind allerdings schwierig.

Basierend auf ihren erhobenen Daten hat die IEA eine Prognose für das laufende Jahr gewagt. Sie hat dabei die energetischen Auswirkungen der durch die Pandemie ausgelösten globalen Rezession quantifiziert, die durch monatelange Einschränkungen der Mobilität sowie der sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten verursacht wird. Das Szenario rechnet nur mit einer langsamen Erholung aus der Lockdown-Rezession und geht für 2020 von einem erheblichen dauerhaften Verlust der wirtschaftlichen Aktivitäten aus.

Das Ergebnis: Die Energienachfrage schrumpft insgesamt um 6 Prozent (USA: - 9 Prozent; EU: - 11 Prozent). Das ist prozentual der größte Rückgang seit 70 Jahren und absolut gesehen der größte, der jemals stattgefunden hat. Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Energienachfrage im Jahr 2020 wären mehr als sieben Mal größer als jene der Finanzkrise von 2008. Die globalen CO2-Emissionen werden voraussichtlich um 8 Prozent oder fast 2,6 Gigatonnen auf das Niveau von vor 10 Jahren zurückgehen.

Nur Erneuerbare im Plus

Änderungen des Stromverbrauchs während des Lockdown haben zu einem erheblichen Rückgang der gesamten Stromnachfrage geführt, wobei die Verbrauchsniveaus und -muster an Wochentagen denen eines Sonntags vor der Krise gleichen. 

Gemäss IEA -Schätzung für 2020 sinkt die weltweite Stromnachfrage um 5 Prozent, wobei in einigen Regionen ein Rückgang um 10 Prozent zu erwarten ist. Gleichzeitig führt der Lockdown zu einer bedeutenden Verlagerung hin zu CO2-armen Stromquellen wie Wind, Photovoltaik, Wasserkraft und Kernenergie. Nachdem sie im Jahr 2019 erstmals die Kohle in der Stromproduktion überholt haben, werden diese ihren Vorsprung in diesem Jahr weiter ausbauen und 40 Prozent der weltweiten Stromerzeugung erreichen – sie liegen damit 6 Prozentpunkte vor der Kohle. 

Change Industrie

Die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie nimmt 2020 weiter zu und wird durch neue Projekte, die 2019 und Anfang 2020 abgeschlossen wurden, angehoben. Diese Energieformen profitieren gemäss IEA von den niedrigen Betriebskosten und in vielen Ländern zudem vom bevorzugten Zugang ins Stromnetz.

Dieser Trend wirkt sich auf die Nachfrage nach Elektrizität aus Kohle und Erdgas aus, die sich zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen niedrigem Gesamtstrombedarf und steigender Produktion aus erneuerbaren Energien befinden. Deshalb wird der kombinierte Anteil von Gas und Kohle am weltweiten Strommix im Jahr 2020 um 3 Prozent auf das Niveau von 2001 sinken.

«Dies ist ein historischer Schock für die gesamte Energiewelt. Nur die erneuerbaren Energien halten sich während des bisher noch nie dagewesenen Einbruchs des Stromverbrauchs», sagt Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA. «Es ist noch zu früh, um die längerfristigen Auswirkungen zu bestimmen, aber die Energieindustrie, die aus dieser Krise hervorgeht, wird sich deutlich von der vorhergehenden unterscheiden.»

Hier gibt es den ganzen IEA-Bericht (Global Energy Review 2020).

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